Der Bildungsbereich steht vor einer alarmierenden Entwicklung: Cyberangriffe auf Schulen sind 2025 um 23 Prozent gestiegen, und Deutschland verzeichnet mit 3.184 wöchentlichen Angriffen pro Bildungseinrichtung einen Anstieg von 56 Prozent. Gleichzeitig bieten nur 14 Prozent der Schulen verpflichtende Cybersicherheitsschulungen an. In dieser prekären Situation führe ich regelmäßig Workshops für Lehrkräfte durch – und stoße dabei auf eine ganz besondere Herausforderung.
Die doppelte Herausforderung: Von A über B nach C
Während andere Zielgruppen „nur“ ihre eigene digitale Sicherheit verbessern müssen, haben Lehrkräfte eine doppelte Aufgabe: Sie sollen nicht nur ihr eigenes digitales Leben absichern (A nach B), sondern dieses Wissen anschließend auch an ihre Schüler:innen weitergeben (B nach C). Das bedeutet: Lehrkräfte müssen gleichzeitig Lernende und Lehrende sein – eine Anforderung, die weit über das hinausgeht, was von anderen Berufsgruppen erwartet wird.
Diese Komplexität spiegelt sich auch in den aktuellen Herausforderungen wider: Cybermobbing unter Schüler:innen ist auf 18,5 Prozent gestiegen – das sind über 2 Millionen betroffene Kinder und Jugendliche. Lehrkräfte müssen also nicht nur technische Sicherheit vermitteln, sondern auch soziale Medienkompetenz und den Umgang mit digitalen Risiken.
Warum der Bildungsbereich im Visier steht
Die Statistiken sind eindeutig: Der Bildungssektor führt unrühmlich die Liste der meist angegriffenen Branchen an. Die Gründe sind so offensichtlich wie beunruhigend:
- Sensible Daten in Hülle und Fülle: Geburtsdaten, Gesundheitsdaten und Familiendaten – alles an einem Ort
- Knapper Budgets: Oft sind schlecht geschulte Lehrkräfte für IT-Fragen zuständig, weil spezialisiertes Personal fehlt
- Der menschliche Faktor: Kinder und Jugendliche nutzen überproportional viele digitale Medien, können aber Konsequenzen noch nicht richtig einschätzen
- Offene IT-Infrastruktur: Bildungseinrichtungen müssen per Definition zugänglich sein – ein Sicherheitsdilemma
Der Gamification-Erfolg: Warum spielerisches Lernen funktioniert
In meinen Workshops setze ich konsequent auf Gamification-Elemente, und das Feedback bestätigt: Diese Methode funktioniert. Wissenschaftliche Studien belegen, dass Gamification das Engagement fachfremder Personen in Cybersicherheitstrainings deutlich steigert. Die Erfolgsformel basiert auf vier Säulen:
1. Motivation durch sofortes Feedback
Spielerische Elemente schaffen unmittelbares Feedback und fördern Neugier – Schlüsselfaktoren für nachhaltiges Lernen. Statt theoretischer Erklärungen erleben die Teilnehmenden Phishing-Versuche in sicherer Umgebung.
2. Tiefere Wissensverankerung
Interaktive Formate sprechen kognitive, emotionale und soziale Lernkanäle gleichzeitig an. Wenn Lehrkräfte in Rollenspielen selbst zum „Hacker“ werden, verstehen sie Angriffsmuster besser.
3. Realitätsnahe Szenarien
Die Teilnehmenden können Sicherheitsrisiken in geschütztem Umfeld erleben. Beispiel: Simulation eines Ransomware-Angriffs auf die Schulverwaltung – ohne echte Konsequenzen, aber mit maximalem Lerneffekt.
4. Skalierbare Anpassbarkeit
Gamifizierte Formate lassen sich an unterschiedliche Zielgruppen anpassen – von der Grundschullehrkraft bis zu IT-Administrator:innen.
Von der Theorie zur Praxis: Was Lehrkräfte wirklich umsetzen
Das wohl interessanteste Feedback erhalte ich über mein Evaluationsformular: Bei der Frage „Welche Themen planen Sie sofort umzusetzen?“ nennen die Teilnehmenden fast ausschließlich grundlegende Maßnahmen:
- Passwortmanager einführen
- Backup-Strategien umsetzen
- Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren
- Sichere E-Mail-Praktiken
Wohlbemerkt: Diese Themen könnten nun manchen Leuten banal vorkommen. Jedoch sind sie die fundamentalen Bausteine einer soliden Sicherheitskultur. Denn selbst die beste Firewall nützt nichts, wenn das Passwort „123456“ lautet oder wichtige Daten nur auf einem einzigen Gerät gespeichert sind.
Die 3-2-1 Backup-Regel: Ein Praxisbeispiel
Ein konkretes Beispiel aus meinen Workshops: die 3-2-1 Backup-Strategie:
- 3 Kopien der wichtigsten Daten (das Dokument, das gerade bearbeitet wird plus zwei aktuelle Kopien)
- 2 verschiedene Medientypen (z.B. externe Festplatte und Cloud)
- 1 externe Kopie (außerhalb der Schule – falls es bspw. brennen sollte)
Diese Regel ist einfach verständlich, sofort umsetzbar und schützt sowohl private als auch schulische Daten der Lehrkräfte.
Herzensangelegenheit: Warum Schulen unsere Unterstützung brauchen
Es ist mir eine Herzensangelegenheit, Schulen zu unterstützen, denn die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 68 Prozent aller Datenschutzverletzungen werden von Menschen verursacht, meist durch Unwissen, nicht durch böse Absicht. Gleichzeitig sind Lehrkräfte mit unzähligen Aufgaben überlastet – von Unterrichtsplanung, ihrer Durchführung, über Elterngespräche bis hin zu administrativen Tätigkeiten uvm.
Cybersicherheit und Datenschutz sind dabei nur zwei weitere Themen auf einer bereits übervollen Agenda. Umso wichtiger ist es, diese Themen effizient, praxisnah und mit Freude zu vermitteln.
Der Multiplikator-Effekt: Von der Lehrkraft zu den Schüler:innen
Das Besondere an der Zielgruppe Lehrkräfte liegt im Multiplikator-Effekt: Eine geschulte Lehrkraft erreicht im Laufe ihrer Karriere Tausende von Schüler:innen. Sie wird zur Botschafterin für digitale Sicherheit und prägt das Bewusstsein der nächsten Generation.
Studien zeigen, dass Kinder bereits in der Grundschule Präventionsarbeit benötigen. Lehrkräfte, die selbst sicher im Umgang mit digitalen Medien sind, können authentisch und kompetent vermitteln – von der korrekten Nutzung sozialer Medien bis zum Erkennen von Cybermobbing.
Fazit: Investition in die Zukunft
Jeder Euro, der in die Cybersicherheitsschulung von Lehrkräften investiert wird, zahlt sich mehrfach aus: durch weniger Sicherheitsvorfälle, durch kompetentere Schüler:innen und durch eine gestärkte digitale Gesellschaft. Die Schwachstelle Mensch wird zur stärksten Verteidigungslinie – vorausgesetzt, wir geben den Menschen das richtige Werkzeug in die Hand.
Die positiven Rückmeldungen zu meinen Gamification-Ansätzen bestätigen: Lernen darf und soll Spaß machen – auch und gerade bei so ernsten Themen wie Cybersicherheit. Denn nur was mit Freude gelernt wurde, wird auch nachhaltig angewendet.
Wenn auch Ihre Schule oder Bildungseinrichtung Interesse an praxisnahen Cybersicherheits-Workshops mit Gamification-Elementen hat, freue ich mich über Ihre Kontaktaufnahme. Gemeinsam machen wir Ihre Lehrkräfte zu Cybersicherheits-Champions – für eine sicherere digitale Zukunft unserer Kinder.